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Samstag, 21. März 2015 16:03

Im Repair Café gemeinsam Defektes auf Vordermann bringen

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In unserer Wegwerfgesellschaft zählt der schnelle Konsum. Produkte werden zuhauf, oftmals sogar auf Halde produziert, und statt teure Reparaturen durchzuführen, werden leicht defekte Geräte und viele andere Dinge einfach weggeworfen.


In Basel und Zürich haben sich die Repair Cafés bereits etabliert. (Bild: © Antlio – shutterstock.com)


Dabei lässt sich manches alte und neue Schätzchen mit etwas handwerklichem Geschick und wenigen Handgriffen einfach wieder reparieren – selbst dann, wenn die Hersteller sagen, das ginge nicht. Wenn sich dann eine Menge Leute im Repair Café zum Stelldichein treffen, wird die kleine Reparatur zum kontaktfreudigen Event.

Gemeinsames Basteln statt Wegwerfen

In Basel und Zürich haben sich die Repair Cafés bereits etabliert. Von Zeit zu Zeit trifft man sich hier auf eine Tasse Kaffee oder Tee, bringt defekte Haushaltsgeräte, abgegriffene Bücher oder altes Spielzeug mit und macht sich ans Reparieren. Dabei bündelt sich hier die Bastelkompetenz aller Teilnehmer zu einem umfangreichen Repertoire an Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Während an einem Tisch ein in die Jahre gekommener Mixer zu neuem Leben erweckt wird, bastelt man an einem anderen am alten Holzauto, das jetzt auch den Enkelkindern wieder Freude machen soll. Dazwischen werden Buchrücken geklebt, Antennen an kleinen Taschenradios ausgetauscht, Laufräder repariert und so vielerlei anderes Gerät wieder auf Vordermann gebracht.

Dennoch ist das hier keine Reparaturwerkstatt mit abhängig Beschäftigten, sondern ein eher gemütlicher Treff Gleichgesinnter, die immer wieder etwas zu tun haben. Dabei wird nicht nur geklebt, geschraubt und gehämmert. Vor allem der persönliche Kontakt bei einem Tässchen Kaffee bringt die Teilnehmer im Repair Café enger zusammen.

Reparieren statt wegwerfen ist das Credo dieser Veranstaltungsform, die nun auch schon in Bern ihr Debüt erlebt hat. Die Idee stammt eigentlich aus den Niederlanden, hat aber mithilfe der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) auch in der Schweiz die ersten Schritte erlebt. Schnell spricht sich die Idee herum und findet Nachahmer, denen so manche kleine Reparatur lieber ist als das schnelle Wegwerfen eigentlich reparaturwürdiger Dinge.

Wie in den 80ern

In Bern wurde das erste Repair Café als Auftaktveranstaltung gleich einmal in eine Turnhalle verlegt. Irgendwie erinnert das Ganze an einen Trödelmarkt in der Halle. Von der Konzertbühne hallt Musik aus den 1980er-Jahren, aufgelegt von einem DJ, durch den Saal, unten sind auf vielen Tischen jede Menge Werkzeuge und Bastelmaterial ausgebreitet. Dazwischen schwirren zahlreiche Besucher aus reiner Neugier oder mit ihren reparaturbedürftigen Dingen hin und her.

An der einen Stelle wird gefachsimpelt, an anderer Stelle bei einem Kaffee einfach nur angeregt geplaudert, und daneben staunt man begeistert über ein recht altes, batteriebetriebenes Spielzeugauto, das jetzt einmal technisch aufgefrischt werden muss.

Alles in allem war das erste Repair Café in Bern eher ein Event à la Ü30-Party der etwas anderen Art. Aber als erfolgreich erwies sich der Basteltag allemal. Und so soll auch in Bern das Repair Café, wie in anderen Schweizer Städten auch, schon bald zu einer festen Grösse werden.



Taten statt Worte

Die Stiftung für Konsumentenschutz hält nicht so sehr viel von Sonntagsreden, politischen Debatten und langwierigen Auseinandersetzungen mit Herstellern. Weniger reden, mehr tun, das ist hier gefragter denn je. Dazu passt auch die Idee der Repair Cafés, die es bald in der ganzen Schweiz geben soll. Dazu ist bürgerschaftliches Engagement gefragt, das diese Idee am Leben halten kann.

Immerhin werden für jede Veranstaltung Räume gebraucht, Ersatzteile, Werkzeuge und Reparaturmaterial müssen besorgt und angeboten werden, ein wenig Atmosphäre abseits einer Reparaturwerkstatt muss auch immer wieder neu geschaffen werden.

Dazu werden freiwillige Helfer gebraucht, gern auch Experten aus dem Reparaturbereich, die wissen, was sie tun. Das freiwillige Engagement ist letztlich die Grundlage für den Erfolg einer Idee, die aus der heimischen Garage hinaus in die Öffentlichkeit tritt. Abseits von marktwirtschaftlichen Aspekten geht es hier nicht um das Geldverdienen mit Reparaturen, sondern um ein bürgerschaftliches Engagement gegen die scheinbare Einfachheit der Wegwerfmentalität.

Mit den Repair Cafés werden nicht nur ältere Stücke in der Funktionalität wiederhergestellt. Vor allem wird hier auch der Geldbeutel geschont und die Umwelt entlastet. Reparieren statt neu kaufen mag dem einen oder anderen Unternehmen nicht ins wirtschaftliche Konzept passen, der Umwelt und den Besuchern der Repair Cafés gefällt dieser Gedanke allemal.

Allein der Blick auf die oftmals jahrzehntealten Produkte lässt nicht nur Erinnerungen wiederaufleben. Vor allem ist es die oftmals noch recht robuste Bauweise, die auch heute noch begeistert und eben auch reparabel ist. Dabei landet vieles wieder in den Haushalten statt auf dem Müll. Das bringt nicht nur den Menschen selbst etwas, sondern auch der Umwelt, die sich dann mit weniger Reststoffen und produktionsbedingten Auswirkungen auseinandersetzen muss.

Wenn auch Sie wissen wollen, wann und wo das nächste Repair Café in der Nähe Ihres Wohnsitzes stattfindet, können Sie einfach im Internet recherchieren oder sich direkt bei der Stiftung für Konsumentenschutz beraten lassen.

 

Bild oben links: © RazoomGame – shutterstock.com

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