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Donnerstag, 23. Juli 2015 11:30

Rost - die braune Pest

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rostManche nennen es die braune Pest, andere Oxidation und wieder andere einfach Rost. Bei Autos ist damit immer nur eins gemeint: unschöner und durchaus gefährlicher Rostfrass, der für hässliche Stellen an der Karosserie sorgt – und für Sicherheitsbedenken! Vor den 1980er Jahren gehörte der Rost wohl zu ziemlich jedem Auto und wurde mit mehr oder minder tauglichen Mitteln hartnäckig bekämpft.


Mit mehr oder weniger Erfolg. Als unausweichlicher Prozess, wenn Metalle, Sauerstoff und eventuell auch noch Streusalz und Wasser zusammenkommen, wurde der Rost zwangsläufig in Kauf genommen. Damit schien Schluss zu sein, als die grossen Autobauer die Komplettverzinkung von Rahmen und Karosserie zum Standard machten. Zwar konnte hier dem chemischen Prozess auch nicht auf Dauer Einhalt geboten werden, aber die Zeit vom Neukauf bis zum kümmerlichen Rosthäufchen wurde um einige Jahre ausgedehnt.


Problemfall Rost

Problemfall Rost. (Bild: © Sascha Burkard – Shutterstock)


Die braune Pest ist zurück

Was so schön mit der Komplettverzinkung begann, wurde aus Kostengründen in eine Teilverzinkung umgewandelt und an manchen Stellen scheint mittlerweile ganz auf den professionellen Rostschutz ab Werk verzichtet zu werden. Erstaunlich ist, dass sogar recht junge Modelle schnell vom Rostfrass befallen sind und das selbst, wenn einige Hersteller Durchrostungs-Garantien anbieten. Aber wie bei jeder Garantie liegt hier die Beweislast meist auf den Schultern der Kunden. Können Sie beweisen, dass Sie nicht am Rost schuld sind? Dazu bräuchte es wahrscheinlich eines teuren Sachverständigen, der dazu auch noch Lust hat, sich mit den Konzernen anzulegen. Also wird selbst bei jungen Fahrzeugen der Rost stillschweigend hingenommen und lieber zum Ersatzteil gegriffen, aus Kostengründen vielleicht auch auf Ersatzteile aus der Autoverwertung.

Gefährlicher Rost

Dass der Rost nicht nur ein optisches Problem beispielsweise an Kofferraumklappen, Stossstangen, Radläufen oder Motorhauben ist zeigt sich dann, wenn tragende Teile an der Rahmenkonstruktion oder gar der Tank betroffen sind. Bedenklich dabei ist, dass diese Teile nicht ohne Weiteres zu sehen und damit auch schlechter zu kontrollieren sind. So wird es manchem Autofahrer erst bei der fälligen technischen Untersuchung klar, dass sein geliebtes Schätzchen jetzt nur noch Rostwert hat, wenn sicherheitsrelevante Teile zu durchrosten drohen oder bereits aussehen wie der legendäre Schweizer Käse.

So werden bedenkliche Phänomene beispielsweise bei den Mercedes A-Klasse Modellen aus der Zeit nach der Jahrtausendwende beobachtet. Hier sind auch tragende Konstruktionen durchgerostet, an denen auch die Rückbank befestigt ist und nicht selten ist der Tank durchgerostet. Da tropft schon mal der eine oder andere Liter Kraftstoff durch heimlich blinzelnde Rostlöcher und macht aus einem Mercedes mit Durchrostungsgarantie eine rollende Zeitbombe. Der Blick in die Regale der Autoverwerter zeigt, dass sich für dieses Modell kaum vernünftige Gebrauchtteile finden lassen. Also müsste wohl ein neuer Tank für etwa 800 CHF her. Nicht gerade ein Schnäppchen.

Das Fatale dabei ist, dass die gefährlichen Roststellen in diesem Fall unter der Unterbodenverkleidung aus Kunststoff versteckt sind und so bei der normalen technischen Untersuchung gar nicht auffallen. Eine kreuzgefährliche Falle, die so manchen optisch einwandfrei gepflegten A-Klässler zur heimlichen Rostlaube macht.


Um die Verbrennungsgase kümmert sich Auspuffsystem des Fahrzeuges.

Um die Verbrennungsgase kümmert sich Auspuffsystem des Fahrzeuges. (Bild: © Mikhail Lukyanov – Fotolia)


Problem Preisdruck

Offensichtlich ist es der ausartende Preiskampf der grossen Hersteller, der auch für die Probleme mit dem Rostfrass zuständig ist. Da wird gespart was das Zeug hält, letztlich auf Kosten der Verbraucher. Zu scharfe Kanten, der unsachgemässe Einsatz von Bearbeitungsmaschinen, Sparsamkeit bei der Verzinkung und derlei mehr Unsinn sorgen letztlich dafür, dass das fest verbaute Navi im Auto länger hält als der Wagen selbst. So gelingt wenigstens die Suche des nächsten Schrottplatzes mit verhältnismässiger Sicherheit.

Gern denke ich da noch an Zeiten zurück, als beispielsweise bei FIAT das Modell Marea Weekend dreifach verzinkt wurde. Bis heute lassen sich an Fahrzeugen dieses Modells nur wenig Roststellen finden, auch wenn hier das Erwachsenenalter längst erreicht ist.

Modernere Fahrzeuge glänzen zwar mit jeder Menge technischem Schnickschnack und angeblich toller Ökobilanz. Genauer hingesehen kann die Öko-Bilanz nicht gut sein, wenn ein Fahrzeug bereits nach sechs Jahren deutlichen Rostansatz zeigt. Dann nämlich steht gerade für Oberklasse-Fahrer ein Neukauf an, der nichts mehr mit Ökobilanz zu tun hat.

Und was bitteschön nutzt mir ein in der EU mittlerweile für Neuwagen vorgeschriebenes Reifendruck-Kontroll-System, wenn mir zwischenzeitlich die Schweller durchrosten? Hier wäre es sicherlich sinnvoller gewesen, die Hersteller wieder zu effektiveren Massnahmen des Korrosionsschutzes zu zwingen. Im Sinne der Kunden, der Verkehrssicherheit und der Ökobilanz.

Die wird nämlich auch bei Elektro-Autos nicht besser, wenn die tragenden Teile von einer schnellen Durchrostung bedroht sind.

Natürlich kann man der braunen Pest auch privat den Kampf ansagen. Dann ist die Autowäsche mit anschliessender guter Trocknung (!) und die regelmässige Unterboden- und Hohlraumversiegelung eben mehr, als nur kosmetische Arbeit am Blech.

Übrigens: Rosten manche Laternenparker-Autos langsamer als nässe- und wärmeisoliert aufbewahrte Schätzchen in teuren High-Class-Garagen. Warum? Weil in vielen Garagen durch mangelnde Durchlüftung eine viel zu hohe Luftfeuchtigkeit herrscht.



 

Bild oben links: © tournee – Fotolia

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