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Mittwoch, 17. Juni 2015 21:53

Grundwissen, Arbeitssicherheit und Ausrüstung rund um das Thema Schweisstechnik

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SchweißenBeim Schweissen wird Energie frei: Metall glüht, Funken sprühen, Strom- und Gasleitungen werden beansprucht. Ohne richtige vernünftige Arbeitsbedingung und Schutzkleidung gefährden Elektrizität, Feuer, UV-Strahlung, gleissendes Licht und Schweissdämpfe die Gesundheit.


Ein bisschen schweissen können viele. Doch ausgebildete und erfahrene Schweissprofis sind begehrte Fachkräfte in Werkstätten und Industriebetrieben. Unternehmer sollten daher gut auf ihre Schweisser achten – sowohl durch Schulungen als auch durch beste Ausstattung und sichere Arbeitsplätze.

Metallverbindungen schaffen mit Schweissen

Beim Schweissen gibt es zwei Verfahrensarten. Beim sogenannten Schmelz-Verbindungsschweissen werden die beiden Werkstücke durch Schmelzen an der Verbindungsstelle ohne Kraftaufwand verbunden. Das kann mit oder ohne Zusatzwerkstoffe geschehen. Beim Press-Verbindungsschweissen erfolgt die Verbindung unter Kraftaufwand, indem die Werkstücke aufeinandergepresst werden. Nach dem Erkalten sind die beiden Grundwerkstoffe, in der Regel gleichartige Metallteile, fest miteinander verbunden – präzise gesagt sind sie zu einem einzigen Teil geworden.


Schweißer bei der Arbeit.

Schweißer bei der Arbeit. (Bild: © Dmitry Kalinovsky – Shutterstock)


Schweissen erfordert viel Energie, die von aussen zugeführt wird – entweder in Form von Elektrizität (Elektroschweissen) oder durch Schweissgas (Schutzgasschweissen). Beim Elektroschweissen wird die Energie durch einen gewollten Kurzschluss gebündelt, der an der Schweissstelle einen hellen Lichtbogen und die benötigte hohe Temperatur erzeugt. Als Pluspol (oder Anode) dient dabei eine Elektrode, den Minuspol (die Kathode) bildet das Werkstück, an dessen blankem Metall eine Klemme angesetzt wird.

Werden die beiden Pole zusammengeführt, also das Elektrodenende im Elektrodenhalter an die Verbindungsstelle gebracht, kommt es zum Kurzschluss. Mit dem Aufschmelzen des Werkstoffs an der Schweissstelle schmilzt gleichzeitig die Elektrode ab. Ein Vorteil des Elektroschweissens mit der Elektrode ist, dass dieses Verfahren auch draussen bei fast jedem Wetter klappt. Im Gegensatz dazu ist Schutzgasschweissen im Aussenbereich kritisch, da schon leichter Wind das Gas von der Schweissstelle wegweht.

Arbeitsschutz und Gefahren bei Elektroschweissarbeiten

Der Lichtbogen beim elektrischen Schweissen benötigt Stromstärken von mehr als 100 Ampere – das ist genug, um einen Menschen zu töten. Damit der Strom nur dort fliesst, wo er soll, muss der Massepol bereits vor dem Anschalten des Schweissgeräts immer ganz sicher an einer blanken Stelle des Werkstücks fixiert sein. Ist die Zange bzw. Klemme unsachgemäss angebracht, kann das zu schweren und tödlichen Stromunfällen führen – vor allem, wenn sie sich komplett ablöst und herunterfällt. In diesem Fall sucht sich der Strom einen anderen Weg über die Arbeitsumgebung, im schlimmsten Fall durch menschliche Körper.

Gas, Rauch, Stäube und Schweissdämpfe sind gesundheitsschädlich und teilweise leicht entflammbar. Dazu kommt häufig Funkenflug bei der Arbeit – Schutzkleidung (oft aus Leder), gute Belüftung und ausreichender Brandschutz (feuerfeste Bereiche, Feuerlöscher in Reichweite etc.) sind also Pflicht. Ein sauberer, trockener, gut organisierter und ordentlicher Arbeitsplatz hilft, die Risiken zu minimieren – denn häufig entstehen Unfälle durch mangelnde Arbeitsorganisation und deren Konsequenzen. Dazu gehören in Betrieben vor allem Hektik, Zeitdruck, Missverständnisse und unsaubere Arbeitsabläufe, etwa wenn Werkzeug verlegt wurde oder nachträglich herbeigeholt werden muss, Werkstücke in der Eile nicht ordentlich fixiert werden, wichtige Teile schlecht erreichbar oder Oberflächen rutschig sind.


Schweißer in Schutzausrüstung.

Schweißer in Schutzausrüstung. (Bild: © Tifonimages – Shutterstock)


Unerfahrene Schweisser neigen dazu, ihre Fertigkeiten zu überschätzen oder leichtfertig über Gefahren hinwegzusehen. Ein gängiges Beispiel dafür ist der fahrlässige Umgang mit dem vorgeschriebenen Gesichts- und Augenschutz. So reicht eine einfache Schutzbrille keineswegs aus: Sie schützt zwar die Augen vor Hitze und Funkenflug, nicht jedoch vor der Helligkeit des Lichtbogens. Den mit ungeschützten Augen anzusehen, kann bleibende Schäden hinterlassen und sogar das Augenlicht kosten.

Schon die sogenannten „verblitzten Augen“ nach ein paar unvorsichtigen Blicken sind extrem unangenehm: Ein dumpfer, zwischenzeitlich aufflammender Schmerz in den Augenhöhlen und hinter den Augen, verbunden mit optischen Nachbildern wie Lichtblitzen und zuckenden Funken. Sie kommen auch bei geschlossenen Lidern stundenlang nicht zur Ruhe und haben so schon viele unerfahrene Schweisser um die Nachtruhe gebracht und zu vorsichtigerem Arbeiten gemahnt. Zuschauer oder Gäste, die gerade vom Lichtbogen fast magisch angezogen werden, dürfen ebenfalls niemals ohne Schutz auf die Schweissstelle blicken – auch nicht für die berühmte halbe Sekunde.

Zudem benötigt die Gesichtshaut einen zuverlässigen Schutz vor der aggressiven UV-Strahlung: Schweissen kann schweren Sonnenbrand hervorrufen. Professionelle Schweissschilde oder Schweisshelme mit Schutzglasvisieren gehören daher unbedingt zur Ausstattung eines Schweissarbeitsplatzes. Der Schweisserhelm hat gegenüber dem traditionellen Handschild den Vorteil, dass der Arbeiter dauerhaft beide Hände frei hat und somit vor allem bei längeren Einsätzen sicherer, schneller und sauberer arbeiten kann.

Die Schweisstechnik und die Einrichtung einer Werkstatt für Metallarbeiten

Neben Schweissgeräten und dem erforderlichen Zubehör (z. B. Schweisswagen, Gasstation, Schweissdraht, Ersatzelektroden, -klemmen u. Ä.) benötigt eine metall- oder blechverarbeitende Werkstatt stabile Werktische sowie Transport- und Lagermöglichkeiten für Werkzeuge, Werkstücke und Zusatzstoffe. Werkstattschränke, Werkzeugwagen etc. sollten robust und idealerweise feuerfest sein. Sicher verschliessbare Werkschränke und Spinde schützen Chemikalien, Arbeitsgeräte, Kleidung und Sicherheitsausrüstung zwischen den Einsätzen vor Schmutz, Staub und Funken.

Bei der Blechbearbeitung sind neben der Schweissausrüstung meist weitere Maschinen und Arbeitsstationen notwendig, zum Beispiel Umform- und Schneidmaschinen und Arbeitsplätze zum Löten, Nieten oder Kleben. Denn häufig müssen Werkstücke viele Verfahren zur Fügung, Trennung oder Umformung durchlaufen, bevor sie fertig sind.

Wer in die Schweisstechnik einsteigen möchte, sollte das am besten unter Anleitung eines Profis tun. In Schweisskursen, die auch für interessierte Laien, Heimwerker oder Künstler angeboten werden, kann man sich den beim Schweissen so wesentlichen Übungsvorteil in einer sicheren Umgebung erarbeiten. Praktische Erfahrung lässt sich durch Theorie nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen: Wer lernen möchte, eine gute Schweissnaht oder auch nur schöne Schweisspunkte zu setzen, muss vorher zumindest ein paar Probestücke verbraten und ruinieren dürfen – auch das ist in einem Schweisskurs guten Gewissens möglich.

Professionelle und erfahrene Schweisser beherrschen meist mehrere Schweissverfahren und kennen sich mit vielen Schweißgeräten aus. Besonders spannende Schweißarbeiten für Profis sind etwa der Stahl- und Anlagenbau oder das Unterwasserschweissen – ein vor allem im Schiffsbau und in Städten mit viel Wasser und vielen Metallbrücken gefragter Beruf.



Fazit

Schweissen ist Profiarbeit und erfordert daher auch ein professionelles Umfeld und gute Ausrüstung. Schwierige Einsätze wie Fall- oder Überkopfschweissen oder die Arbeit an schweren und tragenden Teilen sind nichts für Laien. Denn die neigen dazu, ihre Schweissfertigkeiten zu überschätzen.

 

Bild oben links: © Vladimir Nenezic – Shutterstock

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